Wien im Februar 2000
Telekom & OMV: tausende protestieren gegen Stellenabbau
Studiengebühren, Unireform
'Strukturanpassungen' in Österreich
Brauchen wir ein Null-Defizit?
Kommentar zur Opernballdemo
Die Botschaft der Besorgten Bürgerinnen und Bürger
Widerstands-Sites

Bilanz nach einem Jahr Schwarz-Blau

 
Dienstag, 1. Februar 2000 - Besetzung der ÖVP-Zentrale

Um ca. 10 Uhr drangen rund zehn AntirassistInnen in die ÖVP-Parteizentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse ein und dort bis aufs Dach vor, besetzten ein Dachbüro und versahen die Balustrade mit Transparenten. Gleichzeitig begannen rund 30 weitere AktivistInnen vor dem Eingang der Parteizentrale eine Kundgebung. Die Alarmabteilung der Sicherheitswache war zwar rasch zur Stelle, zog sich aber bald wieder weitgehend zurück. Bilder von einem Polizeieinsatz gegen AntifaschistInnen in ihren Räumlichkeiten wollte die in ihrem internationalen Image etwas angeschlagene Partei offenbar doch nicht um die Welt gehen wissen.

 

200 Leute demonstrierten Dienstag Abend während der gemeinsamen Pressekonferenz von Haider und Schüssel vor dem Parlament in Wien. Anschließend zogen auch sie zur ÖVP-Zentrale. Noch bis 1 Uhr früh blockierten die DemonstrantInnen Straßenkreuzungen abwechselnd am Ring und auf der so genannten 2er-Linie.

 

 

Samstag, 19. Februar

Zwischen 150.000 (Polizeischätzung) und 300.000 Menschen (Angabe der
VeranstalterInnen) beteiligten sich an einer von der "Demokratischen Initiative"
organisierten Großdemonstration unter dem Titel "Widerstand gegen Schwarzblau, gegen Rassismus und Sozialabbau". Von mehreren Treffpunkten aus wurde zum an den Balhausplatz angrenzenden Heldenplatz gezogen.
Bereits im Vorfeld wurde das aggressive Vorgehen der Polizei gegen einige Demonstrationsteile durch Medien Hetze vorbereitet...
 

Telekom Austria: 2500 protestieren gegen Stellenabbau

Am 20. März machten über 2000 Telekom-Mitarbeiter - unterstützt von zahlreichen
Betriebsräten und Arbeiter-Innen aus Verbund, OMV, Metall, Post und Postsparkassen -
mit einer Belagerung der Telekom Austria am Schwarzenbergplatz ihrer Wut Luft. 5000
der 15000 Arbeitsplätze sollen abgebaut werden. Mit Parolen wie "Sklaventreiber",
"Ausbeuter", "Vor-stand raus!" und "Weg mit den Arschlöchern in der Führung!" richteten
die ArbeiterInnen ihren Zorn gegen die Verantwortlichen für die Zerschlagung der
Telekom. Gegen Ausgliederungen in unsichere Firmenkonstrukte, wie der
TA-Personalmanagement GmbH, als kurzfristigen Wartesaal, um dann tausende
Arbeisplätze gezielt zu vernichten. Der Grund dafür ist die ausgegebene
Gewinnwarnung, angeblich wegen der gestiegenen Personalkosten, an die Aktionäre.
Der wahre Hintergrund ist allerdings die beinharte Konkurrenz auf dem Weltmarkt und
der Börsenflop der Telekom-Aktien, der durch die gegenwärtige Krise an den
Finanzmärkten nur noch verschärft werden wird. Die laut ÖIAG-Chef Ditz für die
Telekom so notwendige "Peitsche des Kapitalmarktes" köpft die ArbeiterInnen.
Die Privatisierung und der Börsengang hat die Tendenz verschärft, dass hart kalkuliert wird.
Hart kalkulieren heißt immer: Personal einsparen. Und das ist ein weltweiter Trend.

 
OMV-Aufsichtsrat gestürmt
Rund 120 Mitarbeiter des Energiekon-zerns OMV stürmten am 15.3.01 in Wien den Saal, in dem gerade der Aufsichtsrat des Unternehmens tagte und über die Ausgliederung des Gasgeschäfts beriet. Die Sitzung wurde daraufhin unterbrochen und nicht wieder aufgenommen. Die Belegschaft und der Zentralbetriebsrat Leopold Abraham wollen sich "mit allen Mitteln" gegen die Ausgliederung des Gasbereiches wehren, weil sie in ihr
den "Beginn der Zerschlagung" der OMV sieht. Insgesamt will die OMV mittelfristig rund 1200 der insgesamt 5757 Mitarbeiter in eigene Gesellschaften ausgliedern. Es sollen neben dem Gasbereich auch andere Sektoren, wie etwa Administration, ausgegliedert werden. Betroffen sind insgesamt 1200 Mitarbeiter. 500 sollen in "billigere" Kollektivverträge wechseln. Die Ein-kommensverluste von bis zu 30 Prozent sollen durch einmalige Sonderabfertigungen schmackhaft gemacht werden.


Fight the free market! Studiengebühren, Unireform, Wegwerfdienstrecht

von Karina Korecky (KSV), http://strike.action.at/nuke/article.php3?sid=109
 
Im Dezember vergangenen Jahres wurden von Seiten des Bildungsministeriums die Eckpunkte einer Uni-"reform" und eines neuen universitären Dienstrechts präsentiert. Dass auf dieser Pressekonferenz beide Themenbereiche - Dienstrecht und Organisationsstruktur von Universitäten - gleichzeitig behandelt wurden, ist kein Zufall. Die Vorschläge zum neuen Dienstrecht sind von der geplanten Privatisierung der Universitäten nicht zu trennen Dass die geplante Vollrechtsfähigkeit als "erweiterte Autonomie" der Universitäten verkauft wird ist ein Meisterstück medialer Propaganda. Suggeriert wird, die Unis könnten in Zukunft autonomer handeln und entscheiden, de facto ist genau das Gegenteil der Fall. Kurz zusammengefasst: Regierung und Bildungsministerium (sowie Teile der Unis selbst) streben eine Gliederung der Universitäten entlang des Modells eines privatwirtschaftlichen Betriebes an. Das bedeutet die Abschaffung von demokratischen universitären Gremien zugunsten einer Managementstruktur.


strike back? - strike back!

Die zumindest verbal angekündigten Protestmaßnahmen der Lehrenden richten sich sowohl gegen das "Wegwerfdienstrecht" und seine langfristigen Folgen als auch gegen seine unmittelbare Konsequenz, den Rausschmiss von ca. 1.300 AssistentInnen. Die anfängliche Unterstützung eines Streiks durch die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst wurde von deren Vorsitzendem Fritz Neugebauer (ÖVP) jedoch wieder zurückgezogen. Was von den vollmundig verkündeten Streikdrohungen jetzt noch übrig bleibt, wird sich zeigen. Wir möchten als KSV aber eines festhalten: Wir unterstützen jeden Widerstand gegen die neoliberale Umstrukturierung der Universitäten, sei es betreffend Studiengebühren, sei es betreffend ein Dienstrecht, das eine marktkonforme "hire-and-fire"-Politik an den Unis etablieren will. Die Vorschläge zum Dienstrecht schweben nicht im luftleeren Raum, sie sind eng verwoben mit der gewünschten Durchkapitalisierung der Universitäten und der Einführung von Studiengebühren. Widerstand dagegen darf demnach weder standesborniert agieren, noch bei Einzelaspekten stehen bleiben. Solidarität ist keine moralische Kategorie und kein Tauschgeschäft à la: Ihr seid gegen Studiengebühren, dann sind wir auch gegen das Dienstrecht. Solidarität speist sich aus der unterschiedlichen Betroffenheit durch oberflächlich betrachtet unterschiedliche Maßnahmen, die aber die gleichen Ursachen und den gleichen Hintergrund haben. Und diese Zusammenhänge müssen erkannt, thematisiert und bekämpft werden! Hier geht es um viel mehr als um die Bezahlung von Prüfungen oder, wie das so oft behauptet wird, die "Verteidigung von Privilegien einiger weniger". Hier geht es um einen grundlegenden Umbau des Bildungssystems, den der KSV nicht nur in Teilaspekten, sondern von seiner prinzipiellen Intention her ablehnt und bekämpft. Lassen wir uns nicht gegeneinander ausspielen - Studis gegen Profs, interne Lehrende gegen Externe, bereits etablierte gegen präkarisierte WissenschafterInnen.

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'Strukturanpassungen' in Österreich
 
In seiner Budgetrede vom 2. März 2001 verteidigte Finanzminister Grasser die Kürzungen der Regierung mit der Begründung, es sei unmöglich für Österreich, die Entscheidungen des WEF und ähnlicher Organsationen zu ignorieren. Er machte damit klar, welchen enormen Einfluß das WEF auf die Politik der schwarz-blauen Regierung hat. Das WEF ist ein Zusammenschluß von Konzernchefs, der vom 1. bis 3. Juli diesen Jahres ihre europäische Tagung in Salzburg abhält. In Österreich, wie in der ganzen Welt, will das WEF den unbeschränkten, "freien" Markt durchsetzen.Das WEF und Blau-Schwarz Nicht nur österreichische Unternehmer haben sich über die Machtergreifung von Blau-Schwarz gefreut: Unter der Überschrift Business as usual ("Geschäft wie gehabt") lobt Worldlink, die Zeitschrift des WEF, die neue Regierung: Österreichisches Business hat sich schnell an die politischen Realitäten angepaßt und die Koalition hat "massive Reformen" versprochen, "um eine Wirtschaft zu modernisieren, die seit Jahren durch Überregulierung und hohen Kosten gekennzeichnet gewesen ist." Womit gemeint ist, daß der Sozialstaat ein Dorn im Auge der Unternehmer ist. Trotz dem traditionellen Konservatismus der Österreicher und des "Konsens-systems" hat Worldlink Hoffnung, wie Stefan Sabadello, Österreichchef des Finanz- und Managementmultis Price-waterhouseCoopers’ es ausdrückt:"... viele Projekte werden mit der neuen Regierung möglich, die mit der alten Regierung unmöglich waren". Warum sollte Schwarz-Blau so viel besser als Rot-Schwarz sein? Auch da weiß der WEF Bescheid: "Da sie nicht auf die Gewerkschaften hören muß, konnte sich die FPÖ problemlos den Reformkräften anschließen". Womit das WEF

Wolfgang Schüssel aus der Seele spricht: Hetze und Polarisierung, die mit der FPÖ einher kommen, sind ja nur ein kleiner – bezahlbarer - Preis, wenn es um Geschäfte geht.

       Das Grasser-WEF Programm

Karl-Heinz Grasser ist ein Protegé von Franz Stronach. Stronachs Autozu-liefererkonzern Magna Inter-national Inc. ist eine Mitglieds-organisation des WEF. Zusammen mit anderen radikalen Un-ternehmern, wie dem Papierindustriellen Thomas Prinzhorn und Veit Schalle von Billa, bildet Grasser die neoliberale Speerspitze der FPÖ und der Regierung. Worldlink listet die WEF-Vorgaben für Österreich auf, die Grasser "nicht ignorieren" kann:l Reduzierung der Lohnneben-kosten, v.a. bezahlten Urlaub, Ar-beitslosenversicherung, Unfallversi-cherung. Die Regierung hat erst nach Protesten die Besteuerung der Unfall-rente zurückgenommen, dennoch wurden die Unternehmer an diesem Punkt entlastet.l Pensionsreform, d.h. vor allem die Erhöhung der Beitragsjahre für Ar-beiterInnen.l zusätzliche Forschungsgelder. Die sogenannte "Unimilliarde" wird allerdings hauptsächlich durch Studien-gebühren bezahlt.l Privatisierung. Privatisierung und Börsengang stellte sich allerdings bei Telekom als absolutes Fiasko heraus. 5000 von 15000 Stellen sollen jetzt abgebaut werden.l Arbeitsstunden und Ladenöffnungszeiten, z.b. die Verlängerung der erlaubten Arbeitszeit für Lehrlinge.l Liberalisierung der Gas und Strommärkte. Dagegen demonstrierten am 15. März die OMV-Belegschaft und am 20. März die Verbund-ArbeiterInnen.l Sanierung der Staatsfinan-zen. Zum Beispiel durch Stellenbabbau, sowie erhöhte Steuern auf Alkohol, Tabak, Versicherung, Ausweise, Strom... nicht aber durch erhöhte Lohnneben-kosten, versteht’s sich.Österreich im globalen, neoliberalen Netz

Der WEF lobt also die Politik Grassers. Die Maßnahmen sind Teil eines neoliberalen Programms, das seit dem Anfang der 1970er Jahre als Universallösung nach und nach in jedem Land Einzug gehalten hat. Damals reagierten die Unternehmer auf eine tiefe Krise und den Fall der Profitrate mit Umstrukturierung und Stellenabbau. Sie forderten neue Profit-quellen, wie etwa die Privatisierung des staatlichen Sektors und die verstärkte Ausbeutung der "Dritten Welt". Parallel zu diesem Programm kehrten Ideen zurück, die seit den 1930er Jahren aus der Modegekommen waren: Konkurrenz sein "natürlich" und der freie (d.h. unregulierte) Markt stellt den effizientesten Weg dar, die Gesellschaft zu organisieren. Der Staat insgesamt und die Staats-verschuldung werden als Bremsklötze der freien Entfaltung der Wirtschaft betrachtet. Spätestens mit Vranitzky zogen diese Ideen in Österreich ein. Aber erst mit Schwarz-Blau hat der Neoliberalismus freie Bahn gekriegt - ohne die lästige Sozialpartnerschaft. Das WEF ist so etwas wie ein Planungsgremium dieser Ideologie und der großen Konzerne. Durch ihre Ta-gungen und Gremien puschen sie die neoliberale Ideologie und entwerfen Vorgaben zu ihrer Umsetzung in die Praxis. Während Grasser neoliberale Maßnah-men bei den Staatsfinanzen durchsetzt, versuchen sich die Vorstände auf der Ebene des einzelnen Betriebes von großen Belegschaften zu befreien. So wird bei der OMV die Ausgliederung des Gassektors trotz Rekordgewinne geplant und bei dem Telekom ("Jet2Death") die "Verschlankung" der Firma auf einen kleinen Kern - umgeben von Subunternehmern mit schlecht bezahlten und rechtlosen Mitarbeiter-Innen, durchgesetzt.Global denken, lokal handeln Die österreichische Regierung liegt voll im neoliberalen Trend. Und es ist damit klar, daß unser Widerstand gegen Schwarz-Blau, trotz des wichtigen Zusatzes Haider, nun in den globalen Widerstand gegen Neoliberalismus übergehen muß. Der Kampf der österreichischen Unis gegen Vollrechtsfähigkeit hat mit der 12 monatigen Besetzung der Uni in Mexiko-Stadt gegen Privatisierung etwas gemeinsam. Die Umzingelung der Telekom-Zentrale in Wien durch ihre Belegschaft erinnert an die wilden Streiks, die derzeit in Großbritannien gegen die baldige Privatisierung der Post laufen. Überall dasselbe Gerede vom Sozialstaat, den "wir" uns angeblich "nicht mehr leisten können", dem Abbau von sogenannten "Privilegien". Überall geht es in Wahrheit um die Vertei-digung von erkämpften Rechten und die Sicher-ung von Existenzen. Überall wird, wie es die Monde Diplomatique formulierte, "eine Schlacht geschlagen, die man als vierten Weltkrieg bezeichnen könnte (...) auf der einen Seite die Verfechter der Globalisie-rung, auf der anderen Seite all jene, die diese Entwicklung aufhalten wollen". Also jene, die für andere Prioritäten wie "Menschen vor Profite" kämpfen möchten. Die Ähnlichkeiten zu erkennen heißt, eine Perspektive zu entwickeln. Wir brauchen das Maximum an Solidarität unter den Betroffenen. Einige wenige StudentInnen und OMV-ArbeiterInnen gingen am 20. März gemeinsam mit der Telekom-Belegschaft auf die Straße. Sie zeigten damit im Kleinen, was für Tausende andere Menschen möglich wäre und selbstverständlich werden sollte. Vom 1.-3. Juli in Salzburg können alle Betroffenen aus Österreich vereint gegen den WEF und seine neoliberale Politik demonstrieren. Gleichzeitig werden wir damit aktiver Teil einer globalen Bewegung, die dieses Jahr schon in Davos, Cancun, Mexiko-Stadt und Neapel die Reichen, ihre Planungsausschüsse und ihre Exeku-toren mit Protesten erschüttert hat. Und dies zum Teil mit fantastischen Siegen, wie neulich in Ecuador wo IWF-Maßnahmen durch einen Aufstand zurückgedrängt wurden. In Salzburg werden wir lokal handeln, aber die ganze Welt im Kopf haben. Blockieren wir den WEF & die Konzerne!

von Paul Mitchell
 

Brauchen wir ein Null-Defizit?

Was die von den Konzernen für die "3.Welt" verordneten Strukturanpassungsprogramme sind, ist die Ideologie des Nulldefizits für die entwickelten Industriestaaten. Das Tempo, welches die Regierung dabei an den Tag legt, ist atemberaubend und sucht im internationalen Vergleich seinesgleichen. Der Grund dafür ist, daß es in Österreich aus der Sicht der Unternehmer und Konzerne durch 30 Jahre Sozial-partnerschaft großen Aufholbedarf an neoliberalen Standards gibt. Um für das totale Sparen auch die breite Legitimation in der Bevölkerung zu erfahren, beschreibt die Regierung die staatlichen Finanzsituation als marod, zukünftigen Generationen nicht zu-mutbar und kurz vor dem Kollaps stehend wenn nicht sofort etwas dagegen unternommen würde. JedeR müsse den Gürtel enger schnallen, das soziale Netz müsse auf seine "Treffsicherheit" untersucht werden - zusätzlicher Zündstoff für die Sozialschmarotzer-debatte. Dazu kommt noch, daß der Staat wie ein Privatunternehmen geführt werden soll, und als solches kann er schließlich auch nicht unendlich Schulden anhäufen. Der Staat ist kein Unternehmen, ein ausgeglichener Staatshaushalt ist kein Ziel an sich. Die Aufgabe des Staates in der Wirtschaft ist nicht das Erzielen von Gewinnen oder ausgeglichener Finanzen, sondern die gesamtgesellschaftliche Lenkung mittels Einnahmen und Ausgaben: Erfüllung öffentlicher Ausgaben wie Wohlfahrt und Verteilung, Schaffung von Infrastruktur, Abfederung der Folgen privaten Wirtschaftens, Versicherung der Bevölkerung gegen Risiken wie Alter, Krankheit oder Arbeitslosigkeit und die Bereitstellung sozialer Leistungen. Die Schulden von heute finanzieren auch die Investitionen, welche zukünftigen Generationen zugute kommen, so zum Beispiel beim Bildungswesen. Budgetpolitik ist somit immer Gesellschafts- und Zukunftspolitik! Das bedeutet auch, daß die Regierung unter dem Deckmantel der Budgetsanierung politische Ziele verfolgt.

Österreich war zwar schon vor der ÖVP/FPÖ Regierung eine Steueroase für Reiche und Superreiche. Jetzt wo viele von ihnen sogar Regierungsfunktionen inne haben wird sich daran nichts ändern. Es wäre allerdings die einfachste und sozial gerechteste Lösung, schließlich würde z.B. mit der Gewinnsteuerquote der Niederlande ein Budgetüberschuß von 17.Mrd. ATS erreicht werden. Die Regierung der Bosse will über den propagandistischen Aufruf zur nationalen Kraftanstrengung und persönlicher Opferbereitschaft für das Nulldefizit einerseits ihr konservatives Gesellschaftsbild durchsetzen - z.B. die Stärkung der Familie, womit unbezahlte Frauenarbeit gemeint ist - , das Prinzip des Marktes verankern sowie das soziale Netz demolieren. Das Nulldefizit dient ausschließlich den Profiten der Unternehmer und Konzerne - Menschen und Existenzen spielen dabei keine Rolle.

 von Anonym

 

Kommentar zur Opernballdemo, 22.02.2001

k_haedicke@yahoo.de
 
Die traditionelle Donnerstags-Demo hatte zum Ziel, den Protest gegen den Opernball als
Veranstaltung für die Elite der Reichen durch Blockaden rund um die Oper zum Ausdruck zu
bringen. Die Blockaden sollten nach dem Vorbild von "Checkpoint Austria" durchgeführt
werden. Jedoch wurde nach einer viel zu kurzen und katastrophal verwirrenden Vorbereitung
der Beschluß gefaßt, sämtliche Checkpoints fallen zu lassen, dafür alle Kräfte auf die
Donnerstags-Demo zu konzentrieren, um so zusammen mit den Demonstranten die eine oder
andere Zufahrt zum Opernball blockieren zu können.
Die 1100 Polizisten, die zum Schutz des Opernballs eingesetzt wurde, waren besser
vorbereitet und ausgerüstet und hatten einen klaren Plan, wie sie gegen den "gewaltbereiten
Mob" vorzugehen hatte: 1. die Demo nicht in die Nähe der Oper kommen lassen und 2. die
Demo mit aller Brutalität zerschlagen. Vom Ballhausplatz ausgehend zogen die ca. 2000 Demonstranten durch die Straßen des 1.Bezirks und stieß immer wieder auf Polizeiabsperrungen, bis es überraschend gelang, auf den Schwarzenbergplatz vorzudringen. Hier fackelte die Polizei nicht lange und knüppelte rücksichtslos die Demo auseinander. Schockierend, mit welchem "Einsatz" Polizisten auf schon am Boden Liegende eindroschen und fliehende Demonstranten durch die Straßen jagten. Es gelang jedoch, den Demozug wieder zu formieren. Im weiteren Verlauf versuchte die Polizei jedoch immer wieder, die Demonstration aufzulösen und mit Knüppelaktionen von der Oper wegzutreiben. Dabei wurden ca. 70 Verhaftungen vorgenommen. Es zeigte sich sehr genau, wie unsere Gesellschaft funktioniert: Damit sich auf dem Ball die Bonzen mit Sekt zuprosten können, lassen sie ihre Kampfhunde von der Leine - so halten sie sich den Teil der Gesellschaft vom Leibe, der sich nicht damit abfindet, daß sich Unternehmer und Politiker zum Lohn für ihre Bemühungen um Sozialabbau, Ausbeutung und Rassismus auch noch auf dem Opernball feiern lassen. Die militanten Teilnehmer beschädigten mit Steinwürfen und anderen Wurfgeschossen Bankfilialen, McDonalds und andere Symbole der Macht des Kapitals. Weitere militante Aktionen sollten der Polizeigewalt etwas entgegensetzen. Dies ist angesichts der massiven Polizeigewalt absolut verständlich. Aber die Frage ist, was man mit diesen Aktionen erreicht. Eine wichtige Erfahrung für die Demonstranten muß sein, daß die Polizei sehr leichtes Spiel hat, wenn die Aktion unvorbereitet, unkoordiniert und ohne Plan abläuft. Wir können nicht erwarten, daß sich die Mehrheit der Demonstranten automatisch und geschlossen richtig in den verschiedenen Situationen verhält. Dazu bedarf es einer intensiven und längeren Vorbereitung, in der Möglichkeiten für eine möglichst breite Mobilisierung und die Ziele der Aktion, insbesondere die Frage von Gewalt diskutiert werden. "Checkpoint Opera" hat gezeigt, daß breite Mobilisierung über das Internet nicht funktioniert und das 2 Koordinierungstreffen der beteiligten Gruppen 10 bzw. 2 Tage vorher einfach zuwenig sind. Für die Proteste gegen das WEF-Treffen in Salzburg Anfang Juli ist es noch nicht zu spät, aus diesen Erfahrungen zu lernen. Wir können der gut organisierten Macht des Kapitals eine gut organisierte Macht derAntikapitalistInnen entgegensetzen! Nachsatz: In den Morgenstunden des 23.Februar wurde das EKH von der Polizei gestürmt, die Einrichtung zerstört und die Bewohner mißhandelt und einer erniedrigenden Durchsuchung unterzogen. Den Betroffenen und den Verhafteten gilt unsere volle Solidarität.

von Karin Hädicke

 

Die Botschaft der Besorgten Bürgerinnen und Bürger

 

 

Einstweilen soll ein Zelt/Container sowohl als Botschaft dienen, aber auch als solche verstanden werden.

 

Widerstands-Sites

Im Internet entstand eine Fülle von Informations- und Protestseiten, die Geschehnisse in Österreich dokumentieren. Einen guten Einstieg geben:

http://webring.telnet.at/list.php3
Derzeit befinden sich 200 sites im Webring. (seit 11.2.2ooo)
 


www.tatblatt.net
Widerstandschronologie





www.no-racism.net/MUND
Medienunabhängiger Nachrichtendienst
täglich aktuell 


www.volkstanz.net
Soundpolitisierung

www.ewigesarchiv.at
Bilder der Donnerstags-Demos


   Schwarz-Blaue Bilanz