Agenda2000 und die Globalisierung des Bauernlebens
Milchsee, Butterberg, Rindfleischhalde
AMA klagt auf Unterlassung
BSE: Fleisch, Wahnsinn & Profite
Begriffe aus dem Lexion für Landwirtschaft

 
Land, Wasser, Wald, Tierwelt, Wasserlebewesen und mineralische Rohstoffe sind keine Waren, sondern die Quelle unseres Lebens. Seit Jahrzehnten verdoppeln und verdreifachen die Kräfte, die aus der Finanzwirtschaft und dem Markt hervorgegangen sind, ihre Profite und verstärken ihre Einflußnahme auf Politik und Wirtschaft, indem sie diese Ressourcen auf Kosten des Lebens und der Existenzgrundlage vieler Menschen in aller Welt einfach rauben. Seit Jahrzehnten ermöglichen Weltbank, IMF und jetzt auch die WTO in einer Allianz mit den Nationalregierungen und mit Konzernen Feldzüge zur Beschlagnahmung der Umwelt. Das Ergebnis davon sind Umweltzerstörung, tragische und nicht zu bewältigende soziale Vertreibungen sowie das Auswischen kultureller und biologischer Vielfalt, von der ein Großteil unwiederbringlich verlorengeht, ohne daß diejenigen, die davon abhängig sind, Schadenersatzsansprüche geltend machen könnten.

"Produktion" von "Tiermehl"
Das vom nationalen und globalen Kapital geschaffene Gefälle innerhalb der Länder und zwischen den Ländern ist in dem Maße größer geworden, wie die Reichen die natürlichen Ressourcen von Gemeinschaften, Bäuerinnen und Bauern, LandarbeiterInnen, FischerInnen, Stämmen und indigenen Völkern, Frauen und sozial Benachteiligten einfach verschwinden lassen. Die durch Handels- und Investitionsabkommen auferlegte zentralisierte Kontrolle über die natürlichen Ressourcen läßt keinen Spielraum für Nachhaltigkeit zwischen den und innerhalb der Generationen.
 
aus dem Manifest der PGA, www.agp.org:

Indem die Unterprivilegierten einen Kampf gegen das weltweite Paradigma des Kapitals führen, arbeiten sie auf die Wiedererlangung ihres natürlichen Erbes und den Wiederaufbau integrierter, egalitärer Gemeinschaften hin. Wir träumen von einer dezentralen Wirtschafts- und Regierungsform, der das Recht von Gemeinschaften auf natürliche Ressourcen und das Recht, ihre eigene Entwicklung zu planen, zugrunde liegen, wobei Gleichberechtigung und Unabhängigkeit die zentralen Grundwerte darstellen müssen. Anstelle von verzerrten Prioritäten, die uns durch die weltweite Planung des Verkehrswesens, der Infrastruktur, der Energieversorgung und energieintensiver Technologien auferlegt werden, behaupten sie ihr Recht auf ein Leben, das die Befriedigung der Grundbedürfnisse eines jeden Menschen garantiert und der Gier einer auf Konsum fixierten Minderheit Einhalt gebietet. Wir respektieren traditionelles Wissen und traditionelle Kulturen, die mit Werten wie Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit im Einklang stehen, und sind fest entschlossen, kreative Wege zu entwickeln, um unsere natürlichen Ressourcen sinnvoll und sparsam zu nutzen sowie gerecht zu verteilen.
 

Agenda 2000:
Mörderische Überschußproduktion - Die Globalisierung des Bauernlebens.

Serie von Gerhard Klas (V/Schluß), Berlin, Junge Welt vom 26.02.1999
 

Fünfhunderttausend Tonnen Rindfleisch liegen allein in der EU in Tiefkühlhäusern, Butterberge türmen sich. Mit der Agenda 2000 und den damit einhergehenden Senkungen der Garantiepreise für Rindfleisch, Getreide und Milch gibt EU- Agrarkommissar Franz Fischler vor, dieser Überproduktion einen Riegel vorschieben zu wollen. Allein die Erhöhung der Produktionsquoten, z. B. für Milch, paßt nicht in dieses Konzept. Sie ist vielmehr Beleg dafür, daß die Preissenkungen eher der Sanierung des EU-Haushalts als der Vermeidung von Überproduktion dienen sollen. Alles in allem entsprechen die agrarpolitischen Maßnahmen der Agenda 2000 den Vorgaben der Welthandelsorganisation (WTO), deren Hauptaufgabe die Regulierung - bzw. Deregulierung - des Weltmarkts ist. Mit der Agenda 2000 will sich die EU auf die kommenden WTO-Verhandlungen im Dezember dieses Jahres vorbereiten.

Schon heute ist die EU größter Exporteur von Lebensmitteln. Damit das so bleibt, ist die Überschußproduktion jedoch weiter notwendig, denn nur mit günstigen Preisen kann sich die EU-Agrarindustrie zur Zeit auf dem Weltmarkt behaupten. Die Leidtragenden sind nicht nur die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften sowie die Klein- und Ökobauern in Europa, sondern vor allem auch ihre Kollegen in der Dritten Welt.

In den letzten Jahren hat sich im Zuge der Globalisierung innerhalb der internationalen Bauernschaft mehr und mehr eine Art »Klassenbewußtsein« durchgesetzt. Auf der einen Seite stehen die Kleinbauern, oftmals Pächter des von ihnen bewirtschafteten Landes. Auf der anderen Seite befinden sich die Nahrungsmittelindustrie und agrarindustrielle Großbetriebe.

Seit 1993 hat dieses »Klassenbewußtsein« in der internationalen Bauernorganisation »La via campesina« seinen organisatorischen Ausdruck gefunden. Das Gründungstreffen von La via campesina fand in Mons/Belgien statt und war vor allem vom Widerstand gegen die damals kurz vor dem Abschluß stehenden GATT- Agrarverhandlungen, aus denen die WTO hervorging, inspiriert. La via campesina bezeichnet sich selbst als einen Zusammenschluß von Kleinbauern, armer Landbevölkerung, indigenen bäuerlichen Gemeinschaften, Landarbeitern und landlosen Bauern. Zu den Mitgliedsorganisationen gehören u. a. die europäische Bauernkoordination CPE, die brasilianische Landlosenbewegung MST, die polnische Peasant Solidarnosc und die indische Bauernorganisation KRRS.

Nach Ansicht der Organisation bedeutet Landwirtschaft unter den Bedingungen der WTO Überschußproduktion für den Export in einigen Regionen der Welt, die mit der Zerstörung der Nahrungsmittelproduktion in anderen Gegenden einhergeht. Die Folgen des hoch subventionierten Nahrungsmitteldumpings aus den Industrieländern sind mörderisch. 400 Kleinbauern im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh haben im Winter 1997/98 aus Verzweiflung Selbstmord begangen, weil ihre wirtschaftliche Situation hoffnungslos war, berichtet La via campesina. Die Liberalisierungspolitik der WTO löst außerdem eine neue Welle von Landflucht aus. »Der Zugriff auf Land wird für Konzerne erleichtert, während Bauernfamilien immer weniger Zugang haben - weltweit wurden Millionen Familien gezwungen, das Land zu verlassen, einschließlich zwei Millionen Menschen allein in den letzten Jahren in Brasilien«, so die internationale Bauernorganisation.

Im Mai 1998 war La via campesina mit auf der Straße, als mehrere tausend Menschen gegen die Ministerkonferenz der WTO in Genf demonstrierten. Es sei unannehmbar, so die Organisation, »die Regeln zur Erzeugung von Lebensmitteln von der sogenannten »Freihandelsordnung« und damit von den transnationalen Konzernen, die den internationalen Handel dominieren, diktieren zu lassen«. La via campesina setzt sich dafür ein, die Agrarwirtschaft aus dem Zuständigkeitsbereich der WTO wieder herauszunehmen. Die Bauernorganisation fordert, daß souveräne Staaten ihre eigene Agrarpolitik gestalten müssen, »um damit auch ihre Ernährungssouveränität garantieren zu können«.

In einem Interview mit der »Unabhängigen Bauernstimme« verdeutlichte Rafael Alegria aus Honduras, Mitarbeiter im internationalen Sekretariat von La via campesina, die Differenz zur WTO. »Wir glauben nicht«, so der Sprecher, »daß die Ernährungssicherheit durch den internationalen Handel gewährleistet wird und das Problem nur darin besteht, das nötige Geld zu haben, um die Nahrungsmittel zu kaufen«. Die europäische Agrarpolitik zerstöre »die Märkte des Südens«. MST und KRRS, beide Mitgliedsorganisationen bei La via campesina, haben deshalb ihre Teilnahme an Protesten gegen die Doppelgipfel kommenden Juni in Köln angekündigt. La via campesina wird auch wieder im Dezember gegen die »Jahrtausendkonferenz« der WTO auf die Straße gehen.

 

Milchsee, Butterberg, Rindfleischhalde

Nicht zum ersten Mal kauft Brüssel im großen Stil Agrarprodukte auf, um den Markt zu regulieren

Ungeliebte Quote: Weil sie Einkommenseinbußen fürchten, kippen bayerische Bauern 1987 aus Protest die Milch weg.
 
 
Seitdem das erste Rind in Deutschland BSE-positiv getestet wurde, ist der Absatz von Rindfleisch um 70 Prozent zurückgegangen. Damit der Markt nicht zusammenbricht, die Höfe mit Rindern nicht vor dem Aus stehen, interveniert die EU: sie kauft den Bauern das Fleisch, das niemand mehr haben möchte, ab. Damit knüpft sie an die Agrarsubventionspolitik von EWG und EG in den vergangenen Jahrzehnten an.

Diese Subventionspolitik enstand in den 50er-Jahren aus der Not heraus: Die deutsche Landwirtschaft produzierte zu wenig. So wurde ein Interventionsmechanismus entwickelt, der versprach, den Bauern die Waren abzukaufen, die sie nicht auf dem freien Markt würden absetzen können. Diese Form der Subvention entspricht einer Preisgarantie ohne Mengenbeschränkung. Und der Plan ging auf: die Produktion von Milch, Getreide und Vieh stieg gewaltig.

Das Höfesterben in Deutschland konnte jedoch auch mit Subventionen nicht gestoppt werden. Auch 1999 ging die Zahl der Betriebe ab zwei Hektar um fünf Prozent auf 429 000 weiter zurück.

Was sich in den 50er-Jahren als ein kostengünstiges System erwies, wurde mit den Jahren immer teurer, da immer mehr Überschuss produziert wurde und die Gemeinschaft immer mehr aufkaufen musste. Hinzu kamen weitere Kostenfaktoren: Getreide, Milch, Butter und Rindfleisch mussten nicht nur aufgekauft, sondern auch gelagert werden. Auch das kostete. Auf dem Weltmarkt ließen sich die Produkte nicht ohne Subventionen absetzen. Denn der Weltmarktpreis lag unter dem Preis, der Bauern der Mitgliedsländern von der Gemeinschaft bezahlt wurde.

"Das Problem begann im Grunde schon in den 60-ern", sagt Erhard Richard, Abteilungsleiter Milch bei der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswissenschaft (ZMP). Denn schon damals gab es immer wieder kleine Butterberge. Aber die wurden in regelmäßigen Abständen von Rußland aufgekauft. Um das Anwachsen der Butterberge zu stoppen, führte die EG 1984 die Milchquote ein. Jeder Betrieb in dem Mitgliesländern durfte nur noch eine bestimmte Menge an Milch produzieren. Für jedes Mehr an produzierter Milch mussten die Bauern zahlen. Trotz Milchquote wuchs der Butterberg weiter und erreichte 1987 seinen Höchststand von 1,4 Millionen Tonnen. «Damals war die Milchquote zu hoch angesetzt, da zwischen 1984 und 1987 der Export von Milch deutlich zurück ging», sagt Richard. Heute hat die Milchquote gegriffen. Der Butterberg ist auf ein "Hügelchen" von 59 000 Tonnen geschmolzen. 1999 zahlte die EU nur noch rund 2,6 Milliarden Euro der insgesamt 40,7 Milliarden Euro Agrarsubventionen an die Milchlandwirtschaft.

Erst 1992 wurde zum ersten Mal mit der McSharry-Reform der Versuch gemacht, die Interventionszahlungen zu reduzieren, um der Überproduktion Herr zu werden. Der Getreideinterventionspreis wurde um 30 Prozent gesenkt. Die Bauern erhalten seitdem eine Prämie, eine so genannte "Direktbeihilfe", wenn sie Flächen brach liegen lassen. Sprich: nichts produzieren.

Die Reform wurde in der Agenda 2000 fortgeführt. Die Interventionsgrenzen wurden gesenkt, um die Kostenexplosion im Agrarbereich einzudämmen. Inzwischen zeigen sich schon erste Erfolge: die Weltmarktpreise für Getreide liegen derzeit über denen in Europa. Die Exportsubventionen entfallen somit.

Nach Butterbergen und Milchseen häuft sich jetzt eine Fleischhalde an. "Nach der ersten BSE-Krise hatten wir schon einen Berg von über 600 000 Tonnen Rindfleisch", sagt Christine Amling, stellvertretende Abteilungsleiterin Vieh und Fleisch bei der ZMP. Und er wird wachsen und wachsen. Zu den Aufkaufkosten kämen die Lagerungskosten . . . wie gehabt.

von Barbara Brandstetter, Berliner Morgenpost 2001

 

 

 
AMA (Agrarmarkt Austria) klagt VgT auf Unterlassung

www.vgt.at

David gegen Goliath - Agrarlobby will mit teurer Klage Kritiker mundtot machen

Anfang Jänner erreichte den Verein gegen Tierfabriken eine Klage der AMA auf Unterlassung, Widerruf und Feststellung sowie ein Antrag auf Einstweilige Verfügung, mit einem Streitwert von öS 500.000.- !

Der Grund: Eine Presseaussendung des VgT vom 7.12.00 anläßlich einer Kundgebung vor dem Landwirtschafts-ministerium. Die darin enthaltenen Tatsachenbehauptungen sieht die mit einem Jahresbudget von über 500 Millionen Schilling aus Steuergeldern finanzierte AMA als "geeignet, unseren Kredit, unser Fortkommen und unseren Erwerb zu gefährden."

Bereits vor drei Jahren hat der VgT ein Schreiben an die AMA gerichtet, in dem nach den Fütterungs-, Zucht- und Haltungsrichtlinien gefragt wurde Etwa, ob Hühnerbatteriehaltung verboten sei, um das AMA-Gütesiegel zu erlangen. Ebenso wurde die Frage nach der Fütterung gestellt, in BSE-Zeiten ja nicht uninteressant.

Aus dem Antwortschreiben wurde ersichtlich, daß z.B. die Hühnerkäfighaltung nicht verboten ist, wie die Verfütterung von Tiermehl. Erlaubt war demnach auch die Verfütterung von Schlachtabfällen und genmanipu-liertem Sojaschrot. Das alles entspricht den AMA-Richtlinien ! Von konkreten Vorschriften über artgemäße Tierhaltung und gesunde Fütterung findet man darin allerdings keine Spur!

Aber auch die Bauern selbst leiden unter ihrer eigenen "Vertretung": Wer z.B. nicht innerhalb einer Woche die Geburt eines Kalbes meldet, wird mit Verkaufsverbot belegt! Und das, obwohl noch immer täglich ca. 15 bäuerliche Klein- und Mittelbetriebe für immer zusperren müssen...


"Arbeitsbedingungen" im AMA-Betrieb
 

Sind wir in unserem Land schon so weit, daß das Aussprechen von Tatsachen zu Klagen führt, mit dem Ziel, eine kleine Organisation finanziell zu "vernichten", die es als ihr oberstes Gebot sieht, Leid zu verhindern, und zwar sowohl das von Tieren, als auch letztendlich jenes der Menschen?
 

Hier die erwähnten "Klagspunkte":

  1. Gleichzeitig werden im neuen Agrarbudget ausgerechnet die Mittel für die AMA ("Agrar-Mafia-Austria") um 90 auf über 500 Mio S erhöht, während die Bio-Organisationen von 14 auf lächerliche 11 Millionen S gekürzt werden sollen.
  2. Das AMA-"Gütesiegel" versucht zudem ganz bewußt zu verschleiern, daß sich der Biolandbau wesentlich vom konventionellen unterscheidet und setzt in seiner Werbestrategie auf die Vermittlung einer "heilen Welt" mit Kühen auf der Alm, Schweinen im Stroh oder Hühnern auf der Wiese, ohne die traurige und oft brutale Realität in Österreichs Tierfabriken zu erwähnen.
  3. Über artgerechte Tierhaltung findet sich in den AMA-Richtlinien hingegen keine einzige Zeile. Das ist staatlich subventionierter, vorsätzlicher Betrug am Konsumenten!
 

Wir sehen dieser Klage mit Gelassenheit entgegen und werden sie notfalls bis vor den OGH ziehen. Denn Tatsache ist, daß alle "Anschuldigungen" der Wahrheit entsprechen und durch jahrelang gesammelte Werbeaussagen der AMA belegt werden können.

 
BSE: Fleisch, Wahnsinn & Profite

Der aktuelle BSE-Skandal ist nur ein weiterer in einer Reihe von Schreckensmeldungen aus der Tierausbeutungs-Industrie. Zuletzt war bekannt geworden, dass in Belgien dioxinverseuchter (Dioxin ist neben

Plutonium einer der giftigsten Stoffe überhaupt) Klärschlamm an Rinder verfüttert worden war, eine Übertragung des Giftes auf Menschen konnte nicht ausgeschlossen werden. Der BSE-Skandal, der Dioxin-Skandal und die periodisch wiederkehrende Salmonellen-Skandale bei Hühnern sind keine Irrläufer des kapitalistischen Systems, sondern seine logischen Folgen. Hinter all diesen Skandalen steht die Gier nach höheren Profiten und die Zwänge des kapitalistischen Wettbewerbs. Angetrieben durch die Gier nach Profite werden langfristige Schäden für Menschen, Tiere und die Umwelt bereitwillig in Kauf genommen. Ende der 70er hatten beispielsweise die britischen TierausbeuterInnen begonnen zermahlene Schlachtabfälle an Pflanzenfresser wie Rinder, Schafe und Hühner zu verfüttern, um Kosten zu sparen. Schlachtabfälle waren billiger als konventionelle Futtermittel. Rücksicht auf die Gesundheit der Tiere und Menschen wurde nicht genommen. Um noch mehr Profite einzustreifen wurde schließlich Anfang der achtziger Jahre ein noch billigeres Verfahren entwickelt: indem die Verarbeitungstemperaturen auf unter 80 Grad Celsius abgesenkt wurden, wurden Heizkosten eingespart. Bei dieser Temperatur wird der BSE-Erreger aber nicht vernichtet.

 
Die Tierausbeutungs-Industrie ist einer der größten Sektoren der Wirtschaft, die EU allein produziert jährlich 8 Millionen Tonnen Rind- und Kalbfleisch. In einer Gesellschaft, die an Profiten und finanziellen Gewinnen ausgerichtet ist, sind die TierausbeuterInnen einerseits dem Zwang ausgesetzt ständig billiger als die Konkurrenz produzieren zu müssen und andererseits mit den ökonomischen und politischen Mitteln ausgestattet unangenehme gesetzliche Regelungen zu verhindern, hinauszuzögern, zu verwässern oder sie einfach zu umgehen.

So wurden auch in Österreich Fälle bekannt, wo versucht wurde deutsches Rindfleisch nach Österreich zu schmuggeln und der deutsche Tiermehlkonzern Samaria, der ein Sechstel des deutschen Tiermehls herstellt, gab nach dem Tiermehlverbot bekannt nun verstärkt in Länder zu exportieren, in denen es noch keine entsprechenden Regelungen gibt. Solange unsere Gesellschaft kapitalistisch organisiert ist, werden die Skandale nicht aufhören, da der Irrsinn der Marktwirtschaft sie notwenig hervorbringt. Wer aber schon jetzt etwas für seine/ihre Gesundheit und die Tiere tun will, der/dem sei geraten Fleisch ganz vom Speiseplan zu streichen.

von Fahim Amir

 
Begriffe aus dem Lexion für Landwirtschaft

www.katalyse.de

Agrarpolitik:

Festgeschriebenes Ziel der A. in Deutschland und der EG ist es, die Existenz bäuerlicher Familienbetriebe zu sichern. Da die Weltmarktpreise für Agrarprodukte aber nur Großbauern (Agrarfabriken) wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen, werden staatliche Abnahmegarantien zu künstlich erhöhten Preisen gegeben, die diese Produkte unter rein marktwirtschaftlichen Bedingungen nur mit wenigen Ausnahmen erzielen würden. Die Aufwendungen der EG für die A. betrugen 1991 ca. 86 Mrd DM, dies entspricht rund 60% des EG-Haushaltes. Die Politik staatlich garantierter Abnahme landwirtschaftlicher Produkte hat verschiedene Auswirkungen:
Überproduktion: In fast allen Bereichen der Landwirtschaft kommt es zu Überproduktion, die mit Hilfe von jährlichen Exportsubventionen in Höhe von ca. 21 Mrd DM auf dem Weltmarkt abgesetzt werden. Die Überproduktion in der EG betrug 1990 für Magermilchpulver 168%, für Zucker 131%, für Getreide 119% und für Milch 113%, bezogen auf den tatsächlichen Bedarf. Gleichzeitig wird durch Zollabgaben die Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte aus anderen Ländern verteuert.
Konzentration: Da keine direkten Beihilfen an Landwirte gezahlt werden, sondern Produktpreise subventioniert werden, sind Agrarfabriken in der Produktion gegenüber Kleinbauern bevorteilt. Dies hat in der gesamten EG zur Änderung der Betriebsgrößenstruktur in Agrarbetrieben geführt. Damit verbunden sind negative Auswirkungen auf die Umwelt (Konventionelle Landwirtschaft, Massentierhaltung, Pestizide).
Dritte Welt: Die Auswirkungen der A. der Industrieländer, insbesondere der EG, sind für Länder der Dritten Welt in mehrfacher Hinsicht katastrophal. I.d.R. ist die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig in diesen Ländern. Durch Handelshemmnisse wie z.B. Zölle wird ihnen aber der Zugang zu den Märkten der Industrieländer versperrt. Gegenüber den durch Exportsubventionen verbilligten Produkten der EG sind die Produkte der Dritte-Welt-Länder auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig. Die Landwirtschaft dieser Länder wird somit geschwächt. Die erzeugten Lebensmittel würden bei gleichmäßiger Verteilung der subventionierten Überschußproduktion zur Ernährung der Weltbevölkerung ausreichen. Die A. der Industrieländer hat zu gleichzeitiger Überproduktion und Hunger geführt. Derzeit ist eine EG-Agrarreform geplant, die v.a. darauf abzielt, Subventionen abzubauen. Bei entfallender Preisstützung wird die EG direkte Einkommenbeihilfen zahlen, sie will Flächenstillegungungen prämieren und die Extensivierung der landwirtschaftlichen Produktion (Verzicht auf intensive Anbaumethoden: Einsatz von Pestiziden, Herbiziden, übermäßiger Einsatz von Düngemitteln) sowie Landschaftspflege durch Landwirte fördern, um so die Überproduktion zu drosseln. Der Umweltbelastung durch die landwirtschaftlichen Produktionsprozesse versucht die EG durch entsprechende Richtlinien beizukommen: z.B. durch die Richtlinie zum Schutz der Umwelt und insbesondere der Böden bei der Verwendung von Klärschlamm in der Landwirtschaft von 1986 oder die Richtlinie über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln von 1991. Danach dürfen in den jeweiligen Mitgliedstaaten nur noch Pflanzenschutzmittel in Verkehr gebracht und angewendet werden, die nach den Bestimmungen der Richtlinie dort zugelassen sind. Allerdings bleiben die EG-Regelungen, um die Konkurrenzfähigkeit der Landwirtschaften wirtschaftlich schwächerer Staaten nicht zu gefährden, deutlich hinter einzelnen nationalen Regelungen zurück: z.B. dem Verbot des krebsverdächtigen Atrazin allein in Deutschland 1990. Da nun aber Pflanzenschutzmittel, die in einem Mitgliedstaat zugelassen sind, auch in den anderen verkauft werden dürfen, kann Atrazin auf diesem Wege in Deutschland wiederauftauchen. GATT, Genbank, Artenschutz
 

Batteriehaltung:

B. ist die Form der Massentierhaltung bei Hühnern. Die Haltung der Hühner erfolgt nach rein betriebstechnischen und arbeitswirtschaftlichen Überlegungen, wobei dem Bedürfnis des Tieres gerade so weit Rechnung getragen wird, daß es in einer an der normalen Lebenserwartung gemessen sehr kurzen Zeitspanne (ca. 14 Monate) ein Höchstmaß an Eiern produziert (ca. 250).
Die räumliche Enge (für jede Henne eine Fläche die, kleiner als ein DIN A4-Blatt ist) führt bei diesen "KZ-Hühnern" zu Verhaltensstörungen wie panikartigem Fluchtverhalten, Federpicken und ständiger Unruhe. Dazu kommen Krankheiten wie z.B. Störungen des Mineralstoffwechsels und Vergrößerung der Schilddrüse. Bei Käfigmasthähnchen kommt es zu generellen Skeletterkrankungen (brüchige Knochen). Etwa 20% der Käfighühner sterben vorzeitig oder müssen notgeschlachtet werden. In Westdeutschland werden ca. 90% der Hühner in Batterien gehalten.
Weitere Probleme sind: Verstärkter Einsatz von Tierarzneimitteln (z.B. Chloramphenicol), Futterzusatzstoffen und die regionale Konzentration der Massentierhaltung (z.B. norddeutsche Landkreise Vechta und Oldenburg).
Ein gefordertes Verbot der B. hätte eine ertragsmindernde betriebswirtschaftliche Umstellung (z.B. Bodenhaltung), höhere Kosten und damit höhere Preise sowie eine Qualitätsverbesserung der Eier zur Folge.
Nach 10jähriger Übergangsfrist sind Legebatterien in der Schweiz seit Anfang 1992 verboten. Die meisten Betriebe (99,3%) konnten in dieser Zeit auf andere, tierschutzgerechte Haltungsformen umstellen.
 

Genbank:

Molekularbiologisch: Sammlung klonierter DNS-Fragmente, die dem Genom eines Organismus entstammen. Zum Anlegen einer G. wird das Genom durch spezifische Enzyme (Restriktionsenzyme) in geeignete Fragmente zerlegt, in einen geeigneten Vektor eingebaut und anschließend vermehrt (Klonieren). Im Idealfall ist jede DNS-Sequenz des Genoms als klonierte Sequenz in der G. repräsentiert.
Botanisch: Institution, in der Samen und vermehrungsfähige Gewebe von Nutz- und Wildpflanzensorten konserviert werden.
G. sollen der Verarmung der genetischen Vielfalt der Nutzpflanzenarten entgegenwirken (Artensterben). In dem Maße, in dem die grüne Revolution mit ihren Hochertragssorten regionale Varietäten verdrängt, zerstört sie ihre eigenen Grundlagen: Ohne die Genreserven von Wildarten und Primitivsorten lassen sich die Kulturarten nicht mehr ausreichend verjüngen und neuen Erfordernissen, z.B. neuen Schädlingen, anpassen. So konnte z.B. der Gerstenanbau in Kalifornien, der in den 50er Jahren durch einen Virus bedroht wurde, nur durch das Einkreuzen einer dagegen resistenten Sorte gerettet werden, die man nach langer Suche in Äthiopien gefunden hatte (Resistenz, Resistenzzüchtung).
Es gibt ca. 60 staatliche G., die meisten und größten in den Industrieländern. Hinzu kommen die Gensammlungen von Konzernen, die meist keine Auskunft über ihre Bestände geben, geschweige denn sie anderen zugänglich machen. Von allem genetischen Material, das langfristig eingelagert ist, befinden sich fast 90% in Europa und Nordamerika. Das führt zu einer doppelten Abhängigkeit der Dritten Welt: Während ihre eigenen genetischen Reserven in die Agrarforschungszentren der Industrieländer fließen (und von dort gegebenenfalls teuer zurückgekauft werden müssen), werden diese Ressourcen gleichzeitig so von importierten Züchtungen verdrängt, daß die einheimischen Bauern ihre Formen nicht mehr weiter selektieren können.
Der Verlust von Sorten, die sich jahrtausendelang mit ihren Standorten auseinandergesetzt haben, läßt sich durch das G.-System nicht kompensieren.

Konventioneller Landbau:

Der K. ist die derzeit übliche moderne Landbaumethode. Kennzeichen sind: intensive Bodennutzung, Spezialisierung, Konzentration von landwirtschaftlichen Betrieben, hoher Kapital- und Energieeinsatz (Agrochemikalien), Entkoppelung von Vieh- und Ackerbau (Massentierhaltung, Hormone, Futtermittelzusätze), Monokulturen und aggressiver Einsatz von landwirtschaftlicher Technik. Diese Form der Landwirtschaft ist die Folge der Agrarpolitik in Deutschland sowie der EG. Heute ernährt ein Landwirt durchschnittlich 28 Menschen, 1950 waren es noch 4.
Die Folgen für die Umwelt sind:
- Belastung des Bodens und in der Folge auch des Grund- und Trinkwassers durch den Einsatz von Herbiziden, Pestiziden, schwermetallbelasteten Klärschlämmen, nitrathaltiger Gülle und Düngemitteln, die Nitrate, Phosphate und Schwermetalle (v.a. Blei, Zink, Kupfer und Quecksilber) enthalten. Der Einsatz von Dünger stieg in der BRD von 1960 bis 1988 um 75%, der von Pflanzenschutzmitteln sogar um 285%.
- Verminderung der Bodenfruchtbarkeit durch bestimmte Feldfrüchte (z.B. Futtermais), die den Boden übermäßig beanspruchen. Auch Monokulturen (v.a. beim Getreideanbau) und das Fehlen von Fruchtfolgen führt zum Auslaugen der Böden.
- Bodenerosion durch großflächige Monokulturen ohne Hecken und Windschutzvorrichtungen, insb. bei Mais, Hopfen, Raps, Weizen und anderen Getreiden, sowie von Überweidung durch Ziegen und Schafe, v.a.in den Mittelmeerländern (Erosion).
- Erhebliche Boden- und Luftbelastung durch Gülle (natürlicher Dünger, insb. Schweinemastgülle) und Kunstdünger: es kommt zu Verätzungen von Pflanzen und zu Geruchsbelästigung (Olf) durch Ammoniak in der Umgebung von Mastgroßbetrieben. Das aus der Gülle ausgewaschene Ammonium ist mitverantwortlich für das Waldsterben, das aus Gülle und Kunstdünger entweichende Methan trägt maßgeblich zum Treibhauseffekt bei. Durch Überdüngung setzen Mikroorganismen verstärkt N2O (Distickoxid, Lachgas) frei, das ebenso den Treibhauseffekt verstärkt.
Durch Einsatz von schweren Maschinen kommt es außerdem zu Lärmbelästigungen und Bodenverdichtungen: Hohlräume werden verschlossen, Wasser kann nicht mehr einsickern (Versickerung). Der K. wurde zudem zum Energieverbraucher im großen Stil. Durch die Zerstörung natürlicher Lebensräume (z.B. das Trockenlegen von Feuchtwiesen) wird das Artensterben verstärkt.
Nicht zuletzt hat der K. natürlich auch entscheidenden Einfluß auf die Qualität der produzierten Nahrungsmittel (Nahrungskette).
Prinzipiell unterscheidet sich die Landwirtschaft der ehemaligen DDR nicht von dem K. des Westens. Allerdings wurde der Wandel von der bäuerlichen Landwirtschaft zu Agrarfabriken im Osten wesentlich flächendeckender und systematischer vollzogen. Die Folge waren LPGs und VEGs mit Produktionseinheiten mit Durchschnittsgrößen von 5.000 ha und Viehbeständen von durchschnittlich 2.000 Milchkühen, 5.000 Mastrindern oder 24.000 Mastschweinen bei scharfer organisatorischer Trennung von Pflanzenproduktion und Tierhaltung. Direkte Folgen auf die Umwelt sind z.B., daß im Gebiet der ehemaligen DDR heute 1,2 Mio Menschen Wasser trinken müssen, dessen Nitratgehalt die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung zeitweise oder ständig übersteigt. Am härtesten betroffen sind die ehemaligen Bezirke Halle, Gera, Chemnitz und Leipzig. 400.000 Menschen müssen nach vorsichtigen Schätzungen von Experten mit Pestiziden verseuchtes Wasser trinken.
Nach Vorstellung des Landwirtschaftsministeriums soll die ehemalige DDR zum agrarstrukurell schlagkräftigsten Gebiet Europas gemacht werden, in dem kein privater Bauer unter 200 ha zu wirtschaften anfange. Laut Minister Kiechle sollten zwischen Oktober 1990 und Ende 1991 50% der 800.000 Landarbeitskräfte ihre Arbeit verlieren.
Eine ganze Reihe politischer Bestrebungen versucht in jüngster Zeit, den umweltschädigenden Auswirkungen des "industriellen" K. zu begegnen: durch Verminderung und Verbote von Pestiziden (z.B. Atrazin), die Förderung von Flächenstillegungen oder des ökologischen Landbaus, durch die Wiedereinrichtung oftmals trockengelegter Feuchtgebiete oder den gezielten Anbau nachwachsender Rohstoffe (öl- und gasliefernde Pflanzen).
Alternativer Landbau

Massentierhaltung:

Konzentrierte Haltung von Tieren, v.a. Geflügel, Rindern und Schweinen in großer Zahl auf engem Raum (Batteriehaltung). Von Tierschützern wegen nicht artgerechter Tierhaltung angeprangert. Aufgrund der beengten Haltung und der einseitigen Züchtung auf Leistung sind die Tiere krankheitsanfälliger, was zu einem höheren Pharmakaeinsatz führt (Antibiotika). Damit die Tiere den Streß der M. überstehen, werden ihnen Tranquilizer, ruhigstellende Psychopharmaka, verabreicht, die teilweise auch illegalerweise vor den Transporten zum Schlachthof verwandt werden (Futtermittelzusätze und Tierarzneimittel, DFD-Fleisch, PSE-Fleisch).
Ein weiteres Problem ist der hohe Exkrementenanfall, der bei der meist zu geringen Landfläche des Betriebes nicht verwertet werden kann, so daß Schwierigkeiten bei der Entsorgung entstehen bzw. Ackerflächen durch hohe Güllegaben überdüngt werden und damit das Oberflächen- und Grundwasser gefährdet wird. Die Grundwasserbelastung erfolgt v.a. durch überschüssiges Nitrat, das in tiefere Bodenschichten verlagert wird und bis in das Grundwasser ausgewaschen werden kann.
Überdüngung
 

Überdüngung:

Düngergaben über den physiologischen Bedarf der Kulturpflanze hinaus, besonders mit leichtlöslichen Mineraldüngern, Jauche oder Gülle führen zu schlechter Qualität der Nahrungspflanzen (schlechte Haltbarkeit, schlechter Geschmack, niedriger Vitamin- und hoher Nitrat-Gehalt) und zur Belastung von Boden, Luft und Wasser. Wichtigster Schutz vor einer Ü. im konventionellen Landbau ist die Düngerbedarfsermittlung sowie die Düngung zum richtigen Zeitpunkt. Wegen Ü. bestimmter Gebiete (z.B. Weinbaugebiete) liegt der Nitratgehalt von Trinkwasser dort z.T. über dem gesetzlichen Grenzwert von 50 mg/l.
Bei Ü. wird von Mikroorganismen N2O (Distickoxid, Lachgas) freigesetzt, das zum Treibhauseffekt beiträgt.